MESSE für Chor und Klavier Es scheint heute fast überholt zu sein, sich als Komponist mit der Messe auseinander zu setzten. Es gibt eine fast schon unübersichtliche Anzahl an Vertonungen der Messliturgie, zudem scheint diese Thematik für Komponisten neuer Musik ein Tabu zu sein. Viele Vorurteile aus verschiedensten Richtungen prägen und zementieren diese Meinung. Eine Auseinandersetzung mit unseren christlichen Werten scheint mir vom Wunsch nach Zementierung von Vorurteilen geprägt zu sein. Um eine Messe zu komponieren, braucht es meiner Ansicht nach zwei Beweggründe. Eine innere Auseinandersetzung mit christlichen Traditionen und Werten und ein äusserer Umstand der dazu führt, diese Arbeit in Angriff zu nehmen. Beides war für mich vorhanden und ausgereift, so dass ich mich entschloss, auf die lateinischen Ordinariumsteile der Messe, Kyrie, Gloria, Credo (Bekenntnis von Nicäa), Sanctus und Agnus Dei, eine Komposition für Chor zu schreiben. Das Zusammenfügen von Stimmen und was zusammengehören soll und was nicht hat mich schon immer sehr beschäftigt. Ich denke es gibt dabei so viel Möglichkeiten wie bei Bäumen mit ihren gleichen und doch nie gleichen Blättern. So erscheint mir auch meine Komposition. Ich habe versucht, der Vielfalt und der Einheit gerecht zu werden. Eine Allintervallreihe, von der ich ausgegangen bin, veranschaulicht dies sehr gut. Sie ist eine Sonderform der Zwölftonreihe. Die elf unterschiedlichen Intervalle des Oktavraumes sind in der Allintervallreihe so angeordnet, dass sie bezogen auf einen Ausgangston eine Zwölftonreihe konstituieren (Wikipedia). Alles ist in ihr enthalten und doch nur in Abhängigkeit zu einander und zu einer Einheit. Der Gegensatz von Einheit und Vielheit war mir wichtig. So wie die Menschen alle voneinander verscheiden sind und doch die gleiche Luft atmen. Ich wollte die unendliche Vielfalt an Zusammenklängen durch eine einheitliche, sehr strenge Linearität mit zwei Intervallen erreichen. Alles soll in einen Klang-Farben-Fluss aufgehen und erblühen. Warum auch noch ein Tasteninstrument? Es ist wie wenn es stören würde. Das sich Einfügen und Stören ist tatsächlich sein abwechselndes Spiel. Es soll Nähe und Distanz sein, verbindend und trennend und sich nicht vereinnahmen lassen. Peter Cadisch |