PROJEKTBESCHRIEB "Interferenzen" ist ein spartenübergreifendes, interdisziplinäres Festival. Die erste Ausgabe ("Interferenzen 2018") wurde erfolgreich und sehr minimalistisch in einem kleinen Stall in Soglio durchgeführt.
Das künstlerische Konzept für "Interferenzen 2019" ging aus demjenigen von "Interferenzen 2018" hervor und möchte die begonnene Arbeit ins Dorf tragen, aber auch darüber hinaus. Im Fokus steht die weitere kompositorischen Arbeit von Peter Cadisch mit dem musikalischen Material von "Interferenzen 2018", sowie die Einbindung der Musikwissenschaft. Dank der Sommer-Tournee der Kammerphilharmonie GR kann die mit den Interferenzen 2018 begonnene Arbeit auch an weiteren Orten realisiert werden. Das neue Werk (Konzertstück) wird siebenmal an verschiedenen Orten aufgeführt, was ein großes Glück und ein großer Gewinn für alle Beteiligten darstellt. Pietro Maroni begleitet alle Arbeiten als Musikwissenschaftler.
Ausgangslage Mit dem Material, aus dem die 12 einminütigen Solo-Stücke "Interferenzen 2018" entstanden sind, werden zwei neue Werke erarbeitet. Ein 12-stündiges Klangkunstwerk (Konzeptstück) für 16 Streichern, die im ganzen Dorf (Soglio) verteilt spielen, sowie eine fünfminütige Komposition für 16 Streicher.
Das 12-stündiges Klangkunstwerk (Konzeptstück) Diese Komposition besteht aus drei Klangebenen, die miteinander interferieren und zusammen ein 12-stündiges Klangkunstwerk erzeugen.
Die drei Klangebenen bestehen aus:
- 16 Streichern, die die Komposition aufführen, vereinzelt im ganzen Dorf verteilt
- den Klängen vor Ort, die stationär sind, wie die Brunnen und die Kirchenglocken
- den Klängen vor Ort, die sich scheinbar zufällig jeden Tag ergeben (die bewegte Geräuschkulisse der Umwelt, von Tieren, Menschen, Motoren etc.)
Die Tageskomposition (das Klangkunstwerk) ist an einen genau festgelegten Zeitablauf gebunden. Die Spieler richten sich nach der Weltzeituhr (
linker.ch/eigenlink/atomuhr.htm), die auf jedem Smartphone angezeigt wird. Es ist genau bestimmt, wann und wie lange jeder Spieler individuell spielt, ebenso was er zu spielen hat. Dies unterscheidet die genau auskomponierten Klänge von den zwei anderen Klangebenen, denn die stationären Klänge (Brunnen, Kirchenglocken etc. ) und die zufälligen Klänge (Tier, Mensch, Motor etc.) verfolgen eine andere Zeitstruktur. Die stationäre Klangebene besteht aus einem gleichbleibenden Dauerklang, einer gleichbleibenden Intervention; die zufällige Klangebene besteht aus bewegten Klängen.
Konzertstück Die zweite Komposition, das fünfminütige Konzertstück für 16 Streicher, verdichtet das Material der Tageskomposition. Es ist eine klassisch ausgeführte Komposition mit Orchester und Dirigent für das Abendkonzert.
Die Aufführungsorte sind: Chur (21. Juni), Davos (28. Juni), Sent (8. August), Soglio (9. August), Poschiavo (10. August), St. Maria Calanca (11. August) und Schloss Reichenau (18. August). Im Zentrum steht die Aufführung in Soglio. An diesem Tag wird neben dem Konzertstück zusätzlich das 12-stündiges Klangkunstwerk im Dorf erklingen. Es steht in engem Zusammenhang mit dem Konzertstück, das am selben Abend aufgeführt wird.
Eine umfangreiche Begleitung soll dem Publikum die neue Musik näherbringen. Es gibt verschiedene Zugänge für das Publikum. So etwa der sinnliche Zugang, durch das Erleben des Klangkunstwerkes im Dorf, der musikwissenschaftliche und der kommunikative, durch Gespräche mit dem Komponisten, den Interpreten und dem Musikwissenschaftler. Das 12-stündige Klangkunstwerk im Dorf wird aufzeigen, dass die Welt der Klänge umfassender verstanden werden kann, als nur aus der traditionellen Sichtweise. Für die Rezeption von neuer Musik ist dies elementar. Die Frage, was am Klangkonzept Musik ist, oder was Musik überhaupt sein soll, sind Fragen die sich stellen werden. Diese Fragen sind wichtig. Das Publikum wird aktiv miteinbezogen und darf sich zum Geschehen frei äussern. Hierzu wird es im Zentrum von Soglio eine grosse "Tavolata" geben, an der man sich verköstigen und austauschen kann. Interpreten, der Komponist und der Musikwissenschaftler werden anwesend sein und das Gespräch mit den Anwesenden suchen.
Musikwissenschaftliche Begleitung Pietro Maroni wird die Arbeiten musikwissenschaftlich begleiten und in Form von Texten, einer Einführung, einem musikwissenschaftliches Seminar am folgenden Tag und einem Gespräch mit dem Komponisten und dem Dirigenten der Kammerphilharmonie Graubünden, Philippe Bach, dem Publikum näherbringen. Das Publikum soll ihre eigenen, subjektiven Erfahrungen machen können, kombiniert mit Wissen rund um die Komposition, die Aufführung und den Entstehungsprozess des Anlasses.
Literarisches Projekt von Sibylle Omlin Oral-History-Interview-Projekt
Wenn sich Wege kreuzen...
Die Autorin Sibylle Omlin hat sich immer wieder mit Interviews / geschriebenen Gesprächen beschäftigt. Sie hat einige Male an kulturellen Interview-Projekten mitgewirkt oder solche initiiert, als Betrachterin von Kunst-Werken und in historischen Aufarbeitungen mit Zeitzeugen. Die EinwohnerInnen von Soglio betrachten den Ort als ein grosses Wohnzimmer, wo sich alte Handelswege kreuzen, Neuigkeiten getauscht werden, Fremde auftauchen und wieder verschwinden. Sibylle Omlin möchte bei INTERFERENZEN 2019 im Dorf herumgehen, stehen, sehen und mit Menschen sprechen, die den Weg kreuzen in den Gassen, auf den Plätzen, an den Brunnen, an den Bushaltestellen, in öffentlichen Gebäuden. Sie hofft, mit Einheimischen oder Reisenden ins Gespräch zu kommen, und wird Erinnerungen an solche Gespräche festhalten, in Dialogform, in Einzelsätzen, in Notizen. Die kleinen Texte werden mit den anderen entstehenden Teilen von INTERFERENZEN 2019 in Dialog treten.
Visuelle Kunst Mateja Vehovar und Stefan Jauslin (
www.vja.ch/en/profile/mateja-vehovar) haben sich bereit erklärt, bereits für "Interferenzen 2019”, am 9. August in Soglio eine Arbeit auszuführen. Sie bekommen eine Carte Blanche.
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